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Daniel May zu Gast beim Ausschuss didacta DIGITAL

Bildungspolitischer Sprecher der Grünen im hessichen Landtag zum Stand der Digitalisierung an Schulen

Am 1. September 2021 begrüßte der Ausschuss didacta DIGITAL Daniel May, bildungspolitischer Sprecher der GRÜNEN im Hessischen Landtag, als Gast zum informellen Austausch.

Mit einem kurzen Impuls gab May einen Überblick über seine Einschätzung der Situation der Digitalisierung der Bildung in Hessen und bundesweit. Schon vor der Pandemie seien durch den DigitalPakt Schule 2019-2024 oder das Landesprogramm Digitale Schule Hessen Weichen gestellt worden. Die Corona-Pandemie habe jedoch das Bewusstsein für digitale Themen und das Tempo der Umsetzung drastisch erhöht.

Grundfragen zu den tatsächlichen Bedarfen seien endgültig beantwortet worden. So werde die Ausstattung von Lehrkräften mit Endgeräten oder die Notwendigkeit, dass Schüler auf Endgeräte zugreifen könnten, nicht mehr in Frage gestellt. Zuständigkeiten hätten sich geklärt, auch wenn noch offen sei, wie die nun festgelegte Aufgabenteilung abschließend finanziert werde. Hier erwarte er jedoch bald Lösungen über 2024 hinaus.

Als motivierend empfindet May die Optionen, Lernen individueller, selbständiger und anlassbezogener gestalten zu können und damit eine höhere Flexibilität, aber auch Praxisnähe, zu erreichen. Positiv könne sich dies sowohl auf die Bildungsgerechtigkeit als auch auf die berufliche Orientierung auswirken. Unstrittig sei aber, dass Lernen ein sozialer Prozess sei, der Begegnung und Austausch brauche. Hinzu komme, dass die Rolle von Lernräumen, Schulgebäuden und Infrastruktur zusätzlich bewusster geworden sei.

Anwendungen und Materialien bereits in der Ausbildung kennenlernen
May ist überzeugt, nur in der Wechselwirkung von Politik, lehrerbildenden Institutionen und Bildungswirtschaft könne die notwendige Weiterentwicklung innerhalb der vielfältigen Handlungsfelder gelingen. Potenzial sieht er vor allem in der engen Zusammenarbeit zwischen Lehrerfortbildungseinrichtungen und Bildungswirtschaft. Über Anwendungen und Materialien und deren Einsatz müsse bereits in der Ausbildung und später durch kontinuierliche Fortbildung informiert werden. So könne eine Kettenreaktion in der Gestaltung des Unterrichts angestoßen werden. Analoges und digitales werde dann fallbezogen und ganz selbstverständlich eingesetzt. Dafür brauche es auf Fächer heruntergebrochenes didaktisches Material.

Auf bundesweite Standards angesprochen oder die mögliche Rolle der KMK bei der Reduzierung von Bürokratie und Verwaltung, verwies er auf die zwar komplexen, aber seiner Meinung nach bewährten föderalen Strukturen. Standardisierungen müssten immer intensiv diskutiert werden. Nur wenn diese unterstützten, ohne die föderalen Zuständigkeiten einzuschränken, könne man hier einen Konsens erreichen, der von allen Beteiligten getragen würde.

Im Zusammenhang mit einer Erweiterung der Entscheidungsspielräume in Schulen verwies May auf die Zusatz-Vereinbarung Administration des DigitalPakts oder die Möglichkeit, eine Selbstständige Schule in Hessen zu werden. Nicht für jede Schule sei dies jedoch geeignet.

Der Ausschuss nutzte die Gelegenheit, sich und seine bundesweit vertretenen Mitgliedsunternehmen als Partner für diese Diskussionen ins Gespräch zu bringen. Zu selten werde die vorhandene Expertise einbezogen und Potentiale genutzt, kritisierten die Mitglieder. Sie wünschen sich ein höheres Bewusstsein dafür, welche Wirkung beispielsweise die steigende Entwicklung von Landeslösungen auf Schulen und Lehrkräfte haben. Berührungsängste und Unsicherheiten bezüglich der bereits genutzten oder in der Auswahl stehenden Angebote der freien Wirtschaft würden damit verstärkt, statt abgebaut. Der Vorteil, Schulen mit Hilfe der häufig über Jahrzehnte erworbenen Fachkenntnis bedarfsorientiert und oft lokal unterstützen zu können, werde damit nicht genutzt. Wolle man zeitnah und agil auf Veränderungen reagieren, sei dies schwierig. Auch um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten von der Politik Rahmenbedingungen geschaffen werden, die stärker unterstützen, statt Abläufe zu verkomplizieren.

Abschließend merkte May an, dass er es als sehr motivierend empfinde, sich gemeinsam immer wieder neu über die zu erreichenden Ziele klar zu werden. Der Ausschussvorsitzenden, Volker Jürgens, bedankte sich für das Gespräch und das Interesse, auch in Zukunft im Austausch zu bleiben.